Die Ausstellung
von Beatrix Saule
Leitende Kuratorin

„Un inconnu illustre“ – ein großer Unbekannter: So lautete noch im Jahr 2000 der Titel eines Kolloquiums, das anlässlich des 300. Todestages von André Le Nôtre in Versailles stattfand. Nach der aktuellen Ausstellung über den Gartenarchitekten Ludwigs XIV. verbietet sich ein solches Attribut. Die Erkenntnisse, die Patricia Bouchenot-Déchin in 15-jährigen Archivrecherchen und Georges Farhat in 20 Jahren Forschung vor Ort gewinnen konnten, bilden die Grundlage dieser Schau, die viele bisher noch offene Fragen zur Persönlichkeit, zum Schöpfergeist und zum Werk des wohl berühmtesten Gärtners aller Zeiten beantwortet.

Der Ausstellungstitel „André Le Nôtre en perspectives“ (André Le Nôtre aus unterschiedlichen Perspektiven) weist auf die verschiedenen Aspekte hin, unter denen sich die Schau dem Gartenkünstler nähert. Dabei geht es selbstverständlich nicht zuletzt um geometrische Perspektiven, wie sie Le Nôtre mit den großen Achsen geschaffen hat, die seinen Gärten ihre Weitläufigkeit verleihen, oder auch mit den kleineren Fluchten, die dem Besucher immer wieder neue und überraschende Ausblicke schenken. Es geht aber auch um zeitliche Perspektiven, die eine untadelige Laufbahn des Gartenarchitekten offenbaren: Als Sprössling einer Offiziersfamilie, die seit drei Generationen im Dienste des französischen Königs stand, machte Le Nôtre deutlich schneller Karriere, als allgemein bekannt. Er verfügte über vielfältige Talente und Fähigkeiten, von denen nicht zuletzt die Qualität seiner Kunstsammlungen zeugt, und erreichte einen beachtlichen gesellschaftlichen Rang. Und natürlich geht es in der Schau um seine zahlreichen Nachfolger – darunter viele international renommierte Architekten und Stadtplaner –, die sich bis heute auf Le Nôtre und seine raumgestalterischen Konzepte berufen.